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Erläuterungen und Quellenangaben

Motiv dieser Internet-Präsentation des Rietveld-Schröder-Hauses ist es, Architektur für alle Interessierten verständlich und erfahrbar zu machen. Ein möglicher Anlaß wäre die Eröffnung des Rietveld-Pavillons im Centraal-Museum, Utrecht. Nach den Planungen soll dieser Pavillon im Jahre 2002 fertiggestellt sein. Eine dem Museumsbesucher zugängliche Präsentation des Rietveld-Schröder-Hauses im Internet wäre eine sehr zeitgemäße Darstellung dieses Hauses, das in seiner Zeit Ausdruck wegweisender Modernität war.

Vorteil einer Präsentation von Architektur im Internet ist die Tatsache, daß es möglich ist, so komplexe Sachverhalte wie eben die Ideengeschichte und die Spezifika von Baukunst auf nachvollziehbare Weise darstellen zu können, ohne simplifizieren zu müssen. Das Web eignet sich in seiner Mehrdimensionalität und durch das Verlinkungssystem besonders gut, den vielschichtigen Entwurfsprozess mit seinen Abhängigkeiten darzustellen.

Der architektonische Entwurfsprozess ähnelt in vieler Hinsicht dem Erstellungsprozeß einer Website. Beide erfordern Gestaltung mehrdimensionaler Strukturen unter gleichzeitiger Berücksichtigung technischer Forderungen, Benutzerführung, eventueller Erweiterbarkeiten sowie Kosten- bzw. Downloadfaktoren. Hier bietet beispielsweise die Ausbildung eines Architekten sehr viel bessere Voraussetzungen als die von Grafikdesignern, die bislang sehr stark das Gebiet des Webdesigns besetzen.

Die Forderung des Wettbewerbes an die Benutzerfreundlichkeit der Seiten spiegeln in gewissem Sinne die Ideen Rietveld'scher Architektur. Auch "arme" 14"Monitor Benutzer sollten die Seiten nutzen können, und html 3.2 als Standard des "Masse" ist eine Forderung der der Architekt wahrscheinlich gefolgt wäre. Wir haben also versucht, diese Vorgaben in seinem Sinne zu behandeln, und eine Web Site geschaffen, die auf kleinem Raum sehr flexibel ist, auf Unnötiges verzichtet, und die den Besucher interaktiv einbindet.
Eine weniger gestaltete, oder gar "text only" Version für technisch schlechter ausgestattete Benutzer kam nicht in Frage, da wir ja gerade auch das breite Publikum erreichen wollen. Der Einstieg über die Homepage erinnert an die Situation des Besuchers des Schröderhauses. Er findet einen virtuellen Raum, der Komplexität und Klarheit in Form und Funktion vereint, das Verständnis für die Konzeption des Details und des Ganzen läßt sich aber erst nach dem Betreten erfahren.

Unsere Site soll vermitteln, daß Architektur - im Gegensatz zu reinem Zweckbau
- gebaute Idee ist. Die Geschichte dieser Idee, aus der das Rietveld Schröder Haus in Utrecht entstand, wird in drei Ebenen dargestellt - den Ebenen Zeit, Ort, Geist. Die Idee wird in ihrer Abhängigkeit von Architekturschulen und Zeitgeist (Zeit) nachgezeichnet, in ihrer Abhängigkeit vom Entstehungsland Holland und vom Bauplatz (Ort) sowie in der Abhängigkeit von den Köpfen, die sie in enger Zusammenarbeit entwickelt haben - von Bauherrin Truus Schröder-Schräder und Architekt Gerrit Rietveld (Geist).

"Rietveld jedoch weigerte sich immer das Schröderhaus als Model in Madurodam auszustellen - dort werden berühmte holländische Bauwerke in miniatur errichtet - er sagte, daß es als Wirklichkeit erfahren werden muß, in seinem richtigen Maßstab und nicht in miniature."

Dieser Aussage Riedvelds schließen wir uns prinzipiell an und verwenden wo möglich kein Computergeneriertes 3D Modell, sondern Abbildungen des tatsächlichen Hauses. [Überlegeungen zu VRML(Virtual Reality Modelling Language)-Modell wurden von uns deshalb wieder verworfen, zumal es nach wie vor vielen Nutzern technische Schwierigkeiten bereitet und zudem ein Plug-In notwendig macht, was den Vorgaben dieses Wettbewerbs widerspäche.]

Das Medium bietet durch Interaktion die Möglichkeit die Veränderbarkeit des Raumes zu erleben. Der Betrachter unserer Seiten hat dadurch die Möglichkeit, selbst "Bewohner" zu werden und "Inzichten"(Einsichten) über die Riedveld'schen Idee des Raumes als eigentliches Baumaterial zu gewinnen. Mittel Javascrip-Programmierung sind die Stellungen der vier Faltwände des Obergeschosses frei wählbar, sowie einer von drei möglichen Betrachtungsstandpunkten. durch die jeweilige Innenperspektive soll dem u.U weit entfernten Besucher des Website jener Aha-Effekt spielerisch vermittelt werden, den der Besucher des Hauses im dem Moment der Führung erlebt, in der die Faltwände geöffnet werden und der Raumeindruck völlig neue Perspektiven eröffnet. [an dieser Stelle mußten wir auf ein Computergeneriertes Modell zurück greifen, da wir leider im Haus nicht fotografieren durften.] Außerdem sehen wir diesen Bereich der Site als experimentellen Schritt in Richtung interaktiver Gestaltungsmöglichkeiten im Web. Eine Weiterführung dieses Konzeptes wäre beispielsweise in der Art denkbar, daß keine vorberechneten Bilder ausgegben werden, sondern freie Parameter an einen Server übergeben werden (mittels CSS 2D oder VRLM 3D), dieser übernimmt das Rendering und gibt das Bild zurück.

Aus der Vorgabe, bis zu 10 MB für 15 Seiten zur Verfügung zu haben, haben wir gefolgert, daß angesichts der speziellen Aufgabenstellung Funktion/Inhalt vor Download geht. Wir haben uns dennoch so Byte-ökonomisch wie möglich verhalten, um eine möglichst mediengerechte Site zu bauen, die auch im Internet verwendbar wäre.

Wir bedanken uns bei Jaap Osterhoff vom Rietveld-Archiv, Milou Halbesma vom
Centraal-Museum, Utrecht und dem Fotografen Rupert Oberhäuser, Essen, für Ihre
freundliche Unterstützung.

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